Schatulle für Verlobungsring

Hintergrund

Zuerst hatte ich überlegt den Verlobungsring selbst zu machen, leider besitze ich aber keine Goldschmiedewerkzeuge. Anstatt der normalen Verpackung eines Rings vom Juwelier wollte ich stattdessen lieber eine sehr persönliche Schatulle herstellen.

Material

Die Schatulle besteht aus zwei Holzsorten, Eiche und Bongossi (Lophira alata).

Die Eiche war mal eine Dorfeiche in einem Dorf nördlich von Dresden, bis diese in den 1960ern gefällt werden musste wegen einem Schädlingsbefall. Danach wurde diese Eiche in Bohlen aufgesägt. Manche dieser Bohlen wurde gleich verwendet, andere Bohlen lagerten bis 2015 in einer Scheune, trocken und schattig. Aufgrund dieser extrem langen, optimalen Lagerung ist das Holz perfekt getrocknet und hat die höchste Güte erreicht.

Das Bongossiholz wurde deutlich früher gefällt – in einer holländischen Kolonie, als die Niederlande noch Kolonien hatten. Dieses Holz ist mindestens 250-300 Jahre alt und wurde auf 3-4 Generationen holländischer Lastkähne als Deck verwendet, bevor es irgendwann im Hafen von Amsterdam endete. In den 1990er Jahren haben Freunde von mir dieses Holz gekauft, um es auch als Schiffsdeck zu verwenden. Ich durfte mir einige kurze Abschnitte dieses unglaublichen Holz mitnehmen.

Körper

Der Körper der Schatulle ist zusammengesetzt aus einzelnen Leisten. Die englische Bezeichung für diese Holzverbindung wäre „birdsmouth joint“. Der Begriff „Birdsmouth“ ist auch der englischen Begriff für eine Kerve, der Fachbegriff für den Ausschnitt, mit dem ein Sparren auf einer Fußpfette aufgelegt wird, da die Geometrie des Ausschnittes die Gleiche ist. Ich habe keine Ahnung was der korrekte deutsche Begriff für diese Holzverbindung wäre. Es erscheint mir logisch, diese Verbindung eine Kerv-Verbindung zu nennen.

Zeichnung des Querschnitts der Röhre

Wenn du weisst, wie der korrekte deutsche Begriff lautet, würde ich mich über eine E-Mail freuen.

Die initial noch rechteckigen Leisten habe ich mit der selbstgebauten kippbaren Unterfräse in die Form gebracht, dass 8 Stück davon, abwechselnd verbaut, die röhrenförmige Grundform des Körpers bilden. Die Kerven habe ich jeweils in die Eiche geschnitten und nicht in das Bongossi, da die Eiche, obwohl sehr hart, deutlich leichter zu bearbeiten ist, als das noch deutlich härtere Bongossi

Der Boden des Körpers besteht aus einem dünnen Brett Eichenholz, welches einfach aufgeleimt ist.

Deckel

Der Deckel besteht aus einem Segment der Röhre, ebenso wie der Körper der Schatulle. Damit der Deckel im geschlossenen Zustand besser hält, habe ich eine Lippe vorgesehen. Dafür habe ich am Körper auf der Außenseite etwa 6mm weggenommen, im Deckel habe ich dann auf der Innenseite etwas mehr als 6mm entfernt.

geöffneter Deckel

Beim Körper habe ich dafür die Unterfräse verwendet, im Deckel war dies nicht möglich, hier konnte ich nur ein Teil mit der Unterfräse entfernen, der Rest wurde mit einem Stechbeitel entfernt.

Oben auf das Ringsegment habe ich ein dünnes Brett Bongossi als Abschluss geklebt. Dieses dünne Brettchen habe ich hergestellt, in dem ich einzelne Leisten verleimt habe.

Durch das Verwenden von Eiche als Boden und Bongossi als Deckel habe ich versucht gestalterisch die abwechselnden Farben der Röhre aufzunehmen.

Intarsien / Signet

Der Deckel sollte mit etwas persönlichem dekoriert werden. Ich habe mich hier für Intarsien entschieden. Allerdings habe ich diese Intarsien nicht traditionell hergestellt, sondern dafür die CNC-Fräse benutzt.

Hier werden keine rechteckigen Teilchen Holz eingesetzt, sondern keilförmige. Beide Seiten werden mit einem V-förmigen Fräser ausgeschnitten und können dann zusammengeleimt werden. Nach dem Aushärten des Leims wird das Holz, das eingesetzt wurde, abgesägt. Dabei muss man allerdings unbedingt 1-2 mm Material stehen lassen, welches dann mit einer Schleifmaschine vorsichtig entfernt wird. Man muss sich an das perfekte Bild vorsichtig herantasten, um nicht zu viel zu entfernen.

Ich habe mehrere Versuche benötigt, bis der Prozess soweit funktionierte, das ich an der halbfertigen Dose, in die schon viel Arbeit geflossen war, etwas fräsen wollte.

Das Signet auf der Schatulle

Das Symbol, dass die Intarsie bildet, basiert auf Elementen aus dem ex Libris meiner Familie väterlicherseits und den Initialen von mir und meiner Verlobten.

Wir wollen dieses Signet in Zukunft weiter verwenden, z.B. zur Markierung von Eigentum, oder aber wie ein altmodisches Siegel.

Verlobung

Die Schatulle mit dem Ring habe ich während einem Dinner in einem Gourmet Restaurant auf der Insel Usedom überreicht.

Sie hat Ja gesagt.