Lineale zum Anzeichnen von Go-Brettern

Hintergrund

Ein Freund von mir betreut eine Jugendgruppe. Auf einer demnächst bevorstehenden Jugendfreizeit möchte er den Jugendlichen das Brettspiel „Go“ beibringen. Dazu möchte er mehrere Go-Bretter zusammen mit den Jugendlichen selbst anfertigen.

Projekt

Initial wollten wir kleine Go-Bretter für Anfänger auf der CNC-Fräse gravieren. Da mein Bekannter aber große Go-Bretter wollte in der normalen Turniergröße von 19×19, musste eine andere Lösung her, denn ein so großes Go-Brett kann von der CNC-Fräse nicht bearbeitet werden, da der Arbeitsbereich der CNC-Fräse dafür zu klein ist. Nachdem wir verschiedene Varianten gedanklich durchgespielt hatten, haben wir uns überlegt anstatt dessen lieber Schablonen anzufertigen, mit denen man die Markierungen auf einem Go-Brett präzise anzeichnen kann.

Durchführung

Als Material wählten wir 4mm Acryl-Glas, denn durchsichtige Lineale haben den Vorteil das man genauer sieht an welcher Stelle man das Lineal ansetzt. Mit einem 60° Gravierstichel fräste die CNC-Fräse kegelförmige Vertiefungen in das Acrylglas im präzisen Abstand der Linien auf einem Go-Brett.

Die rechtwinkligen Linien bilden allerdings keine Quadrate, sondern nur Rechtecke. In einer Richtung ist ein Go-Brett länger als in der anderen Richtung, die Wikipedia dazu:

Das japanische Go-Brett ist nicht perfekt quadratisch. Das Spielfeld misst traditionell 1 Shaku und 5 Sun in der Länge und 1 Shaku und 4 Sun in der Breite (455 mm × 424 mm), wobei an den Rändern noch etwas Raum frei bleiben muss, damit das Spielen an den Randlinien und Eckpunkten möglich wird. Diese Maße beschreiben ein Verhältnis von 15:14. Die erweiterte Länge dient dazu, die optische Verzerrung (perspektivische Verkürzung) auszugleichen, die dadurch entsteht, dass die Spieler nicht senkrecht, sondern von schräg oben auf das Brett schauen. Als weiterer Grund wird die japanische Ästhetik genannt, die perfekt symmetrische Strukturen und damit auch ein perfektes Quadrat vermeidet.

[Quelle: Wikipedia / Go (Spiel)]

Entsprechend war es notwendig zwei Lineale anzufertigen – ein Lineal mit 455mm Länge und das andere mit 424mm Länge. Der Abstand der Markierungen auf dem Spielbrett vom Spielbrettrand entspricht dem Abstand der Außenkante des Lineals von den Vertiefungen des jeweils anderen Lineals, so dass auch die ebenso ungleichen Abstände am äußeren Rand des Spielbretts präzise abgebildet werden können.

Nach dem Fräsen der kegelförmigen Vertiefungen habe ich die äußere Form der Lineale in der richtigen Größe mit einem 6mm Fräser ausgefräst, dabei aber kleine Brücken stehen gelassen, damit das Werkstück nicht in den letzten Momenten des Fräsens freibricht und dabei kaputt geht. Diese kleinen Brücken habe ich dann mit der Dekupiersäge durchgesägt und mit einem stationären Bandschleifgeräte übrige Grate und die Reste der Brücken flach geschliffen.

Die kegelförmigen Vertiefungen wurden von der CNC-Fräse nicht ganz auf Zieltiefe gebracht, dies war nur eine Vorsichtsmaßnahme meinerseits. Entsprechend habe ich nach dem CNC-Fräsen die kegelförmigen Vertiefungen mit der Standbohrmaschine auf die notwendige Tiefe gebracht, so dass winzige Löcher in der anderen Seite entstanden. Diese habe ich dann mit einem 1mm Bohrer aufgeweitet, um ein Loch zu erzeugen dass für einen normalen Bleistift gerade so ausreicht, aber kein weiteres Spiel des Stifts im Loch erlaubt.

Nach dem Bohren habe ich aus Resten von Rotbuche kleine Leisten angefertigt, die wir danach rechtwinklig mit schnell aushärtendem 2-Komponenten Epoxy an die überstehenden Kanten geklebt, so dass man beim Benutzen der Lineale einen Anschlag hat, um das Lineal richtig führen zu können. Hoffentlich ist diese Verbindung nicht zu fragil.

Erfolg

Wir haben die Schablonen an einem Teststück getestet, davon habe ich ein kurzes Video angefertigt.

Die Jugendlichen haben die Lineale benutzt, Go-Bretter erzeugt, mehrere Runden Go gespielt und dabei die Grundzüge des Spiels kennengelernt. Die Lineale waren allerdings etwas zu flexibel um perfekt gerade Linien zu erzeugen und brauchten etwas Übung im Umgang, bevor die Ergebnisse gut wurden.

Die folgenden Bilder stammen von der Jugendfreizeit während derer die Lineale zum Einsatz kamen.

 


Video

Von dem Test der Lineale habe ich ein kurzes Video für Instagram angefertigt.

Yesterday I did a one-evening-project in the workshop with a friend. That friend wanted to #make a big stack of #go-boards (to play the board game „Go“) for a #youth group he is working with. We brainstormed several ideas and settled for a set of rulers with holes at the right locations. I designed the shape in #fusion360. The rulers were first drilled and then cut out from 4mm #acrylic on the #CNC-Mill #cnancy Afterwards the holes were drilled through manually with a small 1mm drill, the edges were sanded and the little piece of wood to keep the ruler rectangular were glued on with #epoxy Seems to work! Let’s see what the youth group says about it and if they have as much fun playing go as we hope. #diy #games #workshop #woodwork #diycnc #oneeveningproject #wood #video #videography #igberlin #igersberlin #igersgermany

Ein Beitrag geteilt von Ijon (@ijon_cbase) am Jul 1, 2018 um 3:57 PDT