Requisite: Smartphone im Film auslesen
Hintergrund
Derzeit wird ein Serienprojekt einer Produktionsfirma gedreht, in welchem an mehreren Stellen Hacker eine große Rolle spielen. Die Produktion legt großen Wert auf eine realistische Darstellung von Hacker-Methoden, deswegen hat mich die Produktionsfirma in den letzten Wochen mehrfach um Rat gebeten, wie man bestimmte Szenen realitätsnah darstellen kann.
Leider kann ich hier nicht allzuviel erzählen, da das Projekt noch nicht veröffentlicht ist. Sobald das Serienprojekt in Deutschland veröffentlicht worden ist, werde ich diesen Artikel umfassend aktualisieren und konkreter werden.
Dieses Projekt war die erste Staffel der Serie „You are Wanted“ mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle und Regie.
Auftrag
Das Drehbuch sah vor, dass der Hacker Zugriff auf eine bestimmte SMS auf einem bestimmten Smartphone eines in der Serie kürzlich Verstorbenen bekommt. Die Vorschläge der Drehbuchautoren waren leider innerhalb der vorgegebenen Zeit von weniger als einer Minute nicht realistisch erzählbar, da die vorgeschlagene Vorgehensweise in der Realität für ein Team aus sehr guten Hackern wenigstens mehrere Monate, vermutlich mehrere Jahre Arbeit bedeuten würde.
Ich empfahl daher der Produktion das Drehbuch so umzuschreiben, dass der Hacker physikalischen Hardwarezugriff auf das Gerät bekommt. Diesem Vorschlag wurde gefolgt und das Drehbuch entsprechend umgeschrieben.
Das Smartphone einfach an einen Laptop anzuschliessen war der Produktion nicht grafisch genug, es musste ein weiterer Schritt erzählt werden. Daher schlug ich vor, dass ein kleines Gerät denkbar wäre, dass das Smartphone ausliest. Der Protagonist müsste das Smartphone dann physikalisch an dieses Gerät anschliessen, um es auslesen zu können. Inspiriert wurde ich zu dieser Idee durch verschiedene Geräte die ich auf Hackerkonferenzen gesehen hatte.
Realisierung
Ich bekam den Auftrag ein solches Gerät als Requisite zu entwickeln um 11:37 Uhr. Aufgrund der engen Zeitvorgaben (Die Szene sollte um 15:00 am selben Tag gedreht werden!) war es notwendig das Gerät bis 14:30 zu liefern. Es blieben also weniger als drei Stunden Zeit für Einkauf, Konstruktion und Lieferung.
Bei einem großen Elektronikhändler, den ich ansonsten aufgrund seiner Preise eher meide, kaufte ich eine kleine Blinkschaltung, ein Leergehäuse, eine USB-Buchse, einen Schalter, einen 9V-Clip, zwei 9V-Blocks und ein paar Meter Kabel.
Die Platine bestückte ich so schnell wie es irgendwie ging – glücklicherweise funktionierte die Platine auf Anhieb und benötigte kein Debugging. Danach bohrte ich Löcher in das Gehäuse und montierte die Komponenten mit Heisskleber – alles andere hätte zu lange gedauert.
Das Kabel mit dem Schalter am Ende dient als Fernsteuerung. Irgend ein Produktionsassistent kann sich mit dem Schalter in einem Bereich des Sets verstecken, der nicht im Bild sein wird und genau im richtigen Moment die LEDs kurz blinken lassen.
Erfolg
Das Gerät wurde um 14:40 geliefert – 10min später als beauftragt. Diese Verzögerung stellte aber kein Problem dar, da der Drehplan für den Tag bereits durcheinander gekommen war und die Szene deutlich später gedreht werden sollte. Der Regisseur und die Requisiteure waren mit dem Gerät zufrieden.
Der Auftrag wurde von dem Unternehmen propsintime.de erteilt. Hierfür bedanke ich mich herzlich.