Feldküche für 300 Personen
Hintergrund
Der Begriff c-base bezeichnet sowohl den Verein c-base e. V. in Berlin als auch die von diesem unterhaltenen Vereinsräume. Ursprünglich als ein „erweitertes Wohnzimmer“ der 17 Gründungsmitglieder am 12. August 1995 gegründet, versteht sich die c-base mittlerweile als ein Dreh- und Angelpunkt der Berliner Hackerszene und wird international als eine der Keimzellen der Hackerspaces angesehen
Die c-base nahm mit etwa 100 Personen am “Chaos Communication Camp 2015” im Ziegeleipark Mildenberg teil und zelebrierte dort das 20. Jubiläum der Vereinsgründung. Natürlich hätte sich jeder dieser 100 Personen selbst mit Nahrung versorgen können. Da es uns aber wichtig war, dass die Teilnehmer möglichst viel Zeit in den Aufbau der Installationen investieren können, organisierte ich eine (Volks-)Küche.
Aufgabenstellung und Anforderungen
Es mussten bis zu 300 Personen über einen Zeitraum von 10 Tagen mit drei Mahlzeiten täglich versorgt werden. Die Anzahl kam dadurch zu Stande, dass diese Küche alle Gruppen aus Berlin versorgen sollte, also nicht nur die Teilnehmer des c-base e.V, sondern auch den CCCB e.V. und den AfrA e.V. Weiterhin versorgten wir eine Gruppe aus New York. Es gab strikte Vorgaben über die Verwendung von Elektrogeräten – obwohl es Strom für jeden Teilnehmer gab, konnten z.B. elektrische Boiler oder Herde nicht verwendet werden. Die Trink, Frisch- und Abwasserversorgung war während der gesamten Planung absolut unklar, so dass ich für mehrere Szenarien planen musste. Aufgrund des großen Volumens mussten wir davon ausgehen damit die lokalen Supermärkte zu überfordern, die Versorgung mit Lebensmitteln musste daher per Anlieferung aus Berlin gelöst werden, auch weil private PKWs die benötigten Mengen nicht hätten zuladen dürfen. Bedingt durch die Mengen war es notwendig im Voraus zu wissen wann welches Gericht in welcher Menge gekocht werden würde. Dies vergrößerte den Planungsaufwand enorm.
Wasser und Abwasser
Die gesamte Planung über war es notwendig davon auszugehen, dass wir weder Frischwasser oder Abwasser bekommen können. Der Plan war einen Pumpensumpf für das Abwasser zu schaffen, aus dem das Wasser in IBC-Container gepumpt werden sollte, die dann per Radlader abtransportiert werden sollten. Brauchwasser wäre in diesem Szenario ebenso per IBC-Container angeliefert worden, Trinkwasser hätte in speziellen Kanistern zu Fuß geholt werden müssen.
Glücklicherweise war es doch möglich, dass wir sowohl Trink- als auch Abwasser aus der Leitug bekommen konnten, da aber der Wasserdruck definitiv für eine Küche nicht ausreichen würde, wurde ein Vorratstank mit 1500l Volumen besorgt sowie ein Pumpensystem, welches den Wasserdruck bereitstellte. Das Frischwasser wurde auf die 6 Waschbecken und die Geschirrspülmaschine verteilt. Das Abwasser wurde in einer Metallkiste gesammelt und von dort die ca. 50m zum nächsten Abwasserpumpensystem weitergepumpt.
Wareneinkauf
Nachdem ich mehrere Wochen lang mit professionellen Köchen Rezepte besprochen und geplant hatte, trat ich in Verhandlung mit einem Großhändler, der auch bereit war die Waren anzuliefern. Diese Verhandlungen waren sehr zeitaufwendig, da es insgesamt um über 300 Artikel ging mit einem gesamten Warenwert von über 5000€. Fleisch und Fleischerwaren wurden angeliefert von einem lokalen Fleischer, Brot und Brötchen von einem lokalen Bäcker. Sowohl der Lebensmittelhändler als auch der Bäcker musste während der Veranstaltung gewechselt werden, weil die angebotenen Bedingungen sich während der Veranstaltung änderten. Dies produzierte einen enormen logistischen Aufwand, da der Bedarf mit dem nun anderen Angebot abgestimmt werden musste. Insbesondere die Anlieferung mit Lebensmitteln war eine Herausforderung, da große LKW entladen werden mussten und die Waren schnellstmöglich in unseren Kühl-LKW bzw in die Regalsysteme für das Trockenlager verbracht werden mussten.
Infrastruktur
Zum kühlen der Lebensmittel mieteten wir einen Kühl-LKW mit Ladebordwand. Für tiefgefrorenes brachten wir eine Tiefkühltruhe mit. Weiterhin organisierte ich die Mitnahme eines Schwerlastregals als Trockenlager. Küchenarbeitsflächen aus Edelstahl sind leider sehr teuer in der Miete. Ich sprach mit der Brauerei der c-base, die uns zu einem bezahlbaren Preis sogenannte Falttresen vermietete. Diese Theken werden normalerweise für den Getränkeausschank verwendet, haben aber eine Edelstahloberfläche, können also auch in der Küche verwendet werden. Insgesamt hatten wir ein aufsummiertes Volumen von ca. 300l in den verschiedenen Kochgeräten sowie eine Bratfläche von ca. 1,5m², aufgeteilt auf drei große Gußeiserne Pfannen. Diese Kochgeräte wurden mit insgesamt 61kW Leistung aus Propangasbrennern beheizt. Es war geplant einen Konvektomaten (Backofen mit Umluft und Dampfgaren) anzumieten – leider stellte sich in letzter Minute heraus, dass die Anlieferung nicht möglich sein wird. Dies zwang uns zu einer weiteren Neuplanung aller Gerichte und Mahlzeiten in letzter Minute.
Helfer
Die gesamte Küche operierte mit freiwilligen Helfern. Jeder der von dieser Küche versorgt werden wollte, war angehalten auch eine Küchenschicht durchzuführen. Die Refinanzierung der Kosten passierte auf Spendenbasis. Wir präsentierten die täglichen Kosten auf einem Whiteboard und baten jeden Gast soviel zu spenden wie er für angemessen hält. Auf diese Weise konnten wir auch diejenigen mitversorgen, die finanziell schlecht ausgestattet waren. Pro Schicht benötigten wir wenigstens sechs Helfer, oft hatten wir bis zu 10 Helfer.
Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Stephan Haas (smoerbbln). Initial war geplant, das wenigstens zwei, besser drei professionelle Köche sich abwechseln bei der Planung und der Anleitung der freiwilligen Helfer, aufgrund verschiedener Gründe fiel diese enorme Last leider auf die Schultern von smoerbbln, welche diese Last souverän alleine bis zum Ende des Camps trug. Dafür möchte ich mich ausdrücklich im Namen aller auf dem Camp verpflegten Menschen bei smoerbbln bedanken.
Erfolg
Der Erfolg der Küche ist grundsätzlich eingetreten – alle hungrigen Gäste wurden versorgt, alle Kosten wurden durch Spenden getragen. Beim nächsten Mal werde ich darauf achten, dass wir mehr Küchenchefs haben, so dass die Planung und das Management von mehreren Teilnehmern getragen wird. Die Frühstücksversorgung war leider nicht ausreichend – größere Kaffee-Kapazitäten und ein zuverlässigerer Bäcker sind die wichtigsten Faktoren für die nächste Feldküche.
Finanzen
Die Kosten für angemietete Geräte und Infrastruktur wurden von der c-base vorfinanziert und schlussendlich von allen teilnehmenden Gruppen getragen. Diese betrugen ca. 2500€. Damit die Lebensmittel-Lieferanten bezahlt werden konnten, leihten wir uns 3500€ vom CCCB e.V. Dieser Kredit wurde nach Abschluss der Veranstaltung zurückbezahlt. Es gab einen kleinen Überschuss, der verwendet wurde um unvorhergesehene Zusatzkosten zu bezahlen.