Projekthintergrund
Der Begriff c-base bezeichnet sowohl den Verein c-base e. V. in Berlin, die von diesem unterhaltenen Vereinsräume als auch eine laut dessen Gründungsmythos unter Berlin-Mitte liegende abgestürzte Raumstation gleichen Namens. Ursprünglich als ein „erweitertes Wohnzimmer“ der 17 Gründungsmitglieder am 12. August 1995 gegründet, versteht sich die c-base mittlerweile als ein Dreh- und Angelpunkt der Berliner Hackerszene und wird international als eine der Keimzellen der Hackerspaces angesehen
Ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens ist sein Gründungsmythos. Hiernach lägen unter dem Stadtzentrum von Berlin die Trümmer einer vor Milliarden von Jahren abgestürzten Raumstation, deren Antenne in Gestalt des Berliner Fernsehturms aus dem Boden rage.
Die c-base nahm mit etwa 100 Personen am “Chaos Communication Camp 2015” im Ziegeleipark Mildenberg teil und zelebrierte dort das 20. Jubiläum der Vereinsgründung. Anlässlich dieser Feierlichkeiten wollte der Verein möglichst viel des Gründungsmythos im Ziegeleipark visuell repräsentieren.
Aufgabenstellung und Anforderungen
Der Verein wollte eine möglichst hohe Installation, die auf dem Veranstaltungsgelände andere Infrastruktur weit überragt und aus der Ferne sichtbar ist. Die projektierte Höhe war daher 10m, da aufgrund von Bauvorschriften davon ausgegangen werden konnte, dass andere Gruppen eine Bauhöhe von 5m für Ihre Installationen nicht überschreiten werden. Während der Planungsphase stellte ich fest, dass ein sinnvoller Maßstab (aufgrund der Symbolik der Zahl, vgl. Hitchhikers Guide, D. Adams, 1981) der Maßstab 1:42 wäre. Daraus ergab sich dann eine Konstruktionshöhe von 8,77m
Diese Abmessungen galt es zu erreichen mit Komponenten deren Einzellänge 5m nicht überschreiten durfte. Diese Länge war einerseits durch das Angebot am Markt gegeben, andererseits war dies das obere Limit der Transportkapazitäten in den vorgesehenen gemieteten Fahrzeugen für diese Veranstaltung.
Turmkonstruktion
Der Turm besteht aus zwei getrennten Teilen – einer 4,80m hohen Unterkonstruktion die am oberen Ende die Kugel trägt, sowie der Spitze, die in den Turm eingesetzt wird und am oberen Ende des Turms sowie bei ca. 3,96m vom Boden aus verankert ist. Die Konstruktion wurde ausgeführt mit Konstruktionsvollholz, Verbindungen wurden durchgängig mit hochfesten Bolzen aus rostfreiem Stahl im Standardmaß M10 realisiert.
Die Turmkonstruktion besteht aus 6 vertikalen Stützen, hexagonal angeordnet, mit einem Fußdurchmesser von 0,9m und einem Spitzendurchmesser von nur 0,36m. Die vertikalen Stützen sind mit insgesamt drei horizontalen Versteifungen im Abstand von einem Meter untereinander verbunden.
Die Spitze wird durch die Kugel hindurch geschoben und ist unterhalb der Kugel verankert in einem Fuß, der mechanisch einem Mastfuß auf einer Segelyacht ähnlich ist. Die Platte am oberen Ende der Unterkonstruktion ist gleichzeitig Festlager für den Drehkranz und Loslager für die Spitze.
Kugelkonstruktion, Lagerung und Antrieb
Initiale Überlegungen beeinhalteten den Kauf einer Kugel aus Styropor oder die Anfertigung vakuumgeformten Kunststoffteilen die eine Kugel bilden, beide Überlegungen wurden aus Kostengründen verworfen.
Die Kugel wurde aus zwei Ringen hergestellt, in welche kreisförmig geschnittene Lamellen aus 2mm Polystyrol geklebt wurden. Beide Ringe wurden mit 6 Leisten verbunden und stellten das Rückgrat der Kugel dar. Als Lager wurde auf die Unterseite der oberen Kugel ein Alumnium Drehkranz mit einem Durchmesser von 380mm montiert.
Ein Getriebemotor, montiert oberhalb von der Kugel, trieb mit einem Gummirad und einer starken Übersetzung die Kugel an, so dass diese sich mit ca. zwei Umdrehungen pro Minute langsam drehte.
Verkleidung
Die Kugel wurde erst mit Pappmachee-Streifen ausgesteift und später vollständig mit Pappmachee verkleidet. Danach bekam die Kugel insgesamt 3 Schichten wasserfeste Farbe und abschliessend wurde diese gleichmässig mit Aluminiumfolie beklebt. Aus Spiegelfolie wurden kleine Vierecke geschnitten, die als Akzente die Kugel optisch noch näher an das Vorbild auf dem Alexanderplatz heranrückten.
Die Unterkonstruktion wurde mit hellgrauem Bühnenmolton verkleidet, für die Spitze wurde Standard Abflussrohr verwendet, dass mit LED-Streifen illuminiert wurde. Die typischen rot-weissen Streifen wurden mit Klebefolie realisiert.
Kosten
Die Kosten für dieses Projekt wurden vom c-base e.V. getragen und waren Teil des Budgets für die Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag. Die Gesamtkosten betrugen ca. 300€, das Budget betrug 350€. Mehrere Komponenten wie z.B. die Polystyrolplatten und das Molton-Tuch zur Verkleidung konnten aus den Beständen des Vereins entnommen werden und schlugen sich daher nicht auf das enge Budget nieder.
Testaufbau
Die Konstruktion wurde vollständig ohne Verkleidung auf dem Gelände des c-base e.V. zur Probe aufgerichtet. Dabei wurde die Passform des Fußes angepasst und alle Komponenten beschriftet, so dass diese in der exakt gleichen Orientierung auf dem Veranstaltungsgelände zusammengefügt werden konnten.
finale Installation
Die finale Installation fand liegend statt. Für diesen Zweck brachte der c-base e.V. ein Stangengerüstzelt “SG50” mit, dass die gesamte Konstruktion überdachte. Dieses Projekt wurde von uns sorgsam geheim gehalten und war daher eine Überraschung für die anderen 4500 Gäste sowie den Veranstalter des Chaos Communication Camps. Der Zusammenbau und das Aufrichten der Konstruktion wurde von vier Kamerateams (ZDF, RBB, Vice sowie das Videodoku-Team der Veranstaltung) begleitet.