Hintergrund
Die MS Stubnitz (ehemals ROS 701, Indienststellung 1964) ist ein ehemaliges Kühlschiff der Hochsee-Fischfangflotte der ehemaligen DDR, das seit 1992 als soziokulturelles Veranstaltungsschiff genutzt wird. Das Schiff beherbergt seit 1992 eine Crew von Freiwilligen, die mit diesem Schiff Kultur und Kunst in die Seehäfen des Nord- und Ostseeraums bringen.
Die MS Stubnitz ist das letzte öffentlich zugängliche Seeschiff in Europa. Aufgrund neuer Bestimmungen ist es für die allgemeine Öffentlichkeit nicht mehr möglich zugelassene Seeschiffe (für internationale Fahrt) zu besichtigen. Andere Schiffe Ihres Alters werden als stilliegende Museumsschiffe verwendet, die MS Stubnitz ist nicht nur voll funktionstüchtig, sondern auch voll zugelassen. Die Stubnitz würde die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr restriktiven Vorgaben für eine Klassifizierung als Traditionsschiff erfüllen – übersteigt aber leider die Maximalgröße für Traditionsschiffe um das 5fache.
Überführung
Bei der Überführung der MS Stubnitz von Dunkerque nach Hamburg war ich als Gast gemustert. Nichtsdestotrotz nahm die Crew mein Angebot an, als Radarwache auf der Brücke zu dienen. Gerade im dicht befahrenen englischen Kanal ist ein weiteres paar Augen auf der Brücke ein echter Sicherheitsfaktor. Auf der Stubnitz sind (im Sozialismus der DDR) gebrauchte Radarsysteme installiert worden. Die ordnungsgemäße Bedienung des Marineradars der polnischen Kriegsmarine Baujahr 1955 war anspruchsvoll aber schnell erlernbar.
Hintergrund
Jedes Seeschiff für internationale Fahrt muss alle 5 Jahre zur Untersuchung, die sogenannte “Klassenerneuerung” (vergleichbar mit dem TÜV). Dazu muss das Schiff ins Trockendock, damit die Ruderanlage, die Propelleranlage sowie die Aussenhülle amtlich untersucht werden kann. Die durch das Trockendock und die Klassenerneuerung entstehenden Kosten konnten nur teilweise durch Rücklagen aufgefangen werden, für den anderen Teil der enstehenden Kosten gab es eine bedrohliche Kostendeckungslücke, die nur durch ein Crowdfunding abgedeckt werden konnte.
Projekt
Einerseits benötigte die Stubnitz dringend weitere Helfer um die Arbeiten im Trockendock durchzuführen, andererseits war es notwendig das Crowdfunding erfolgreich abzuschliessen um für die Klassenerneuerung und das Trockendock bezahlen zu können. Ich habe daher eine Tour organisiert, bei der 5 freiwillige Helfer und ich ins Trockendock gefahren sind um medienwirksam und ehrenamtlich am Schiff zu arbeiten. Bei der Auswahl der Helfer war es wichtig solche Personen mitzunehmen, die im Internet eine große Reichweite haben und bei der Hilfsaktion möglichst viel medienwirksamen Content produzieren können.
Alle Teilnehmer dieses Projekts waren IT-Profis, die ansonsten mit der maritimen Welt wenig zu tun haben. Die Erzählungen, Blogposts, das Radiointerview und die Videos die wir von diesem ehrenamtlichen Einsatz nach Hause brachten wurden eingesetzt und haben sicherlich zum knappen Erfolg des Crowdfundings beigetragen.